Eine Zeit lang hatte meine Frau
das Kassieren übernommen und deswegen weiß
ich genau, wer hier gewohnt hat. Man sagt, das waren
alles Bonzen. Ich kann aber erzählen, wie die Mischung
war. Mein Beruf war Teilkonstrukteur und ich war in
der Partei.
Unter mir wohnte ein Elektromeister,
der parteilos war. Willi war Friseur aus Weißensee,
auch er parteilos. Oben war Fritz, ein Maurer und vis-á-vis
ein Kraftfahrer. Er war auch in der Partei. Nebenan
war Herr Kahl, ein parteiloser Maurer, und die in der
siebten Etage, Reuters, waren beim Glühlampenwerk
Narva und in der Partei. Dann gab es einen Meister,
der auch Laienprediger war in der Neuapostolischen Kirche,
einen Studenten, einen Angestellten bei der HO und Herrn
Walter, den Buchhalter. In der Atelierwohnung, die heute
Penthousewohnung ist, wohnte damals ein staatlicher
Kunsthändler. Wir haben uns alle gut verstanden
– egal, ob man in der Partei war oder nicht.
Die Stimmung war dufte damals. Der
Aufbau gehörte einfach dazu und alle machten mit.
Ich war im Werk für Fernsehelektronik in Schöneweide
beschäftigt. 1953 war ich 26 und bekam als Aktivist
eine Wohnung als Auszeichnung. |