Ich kenne die alte Karl-Marx-Allee
aus meiner Kindheit. Damals hieß sie noch Große
Frankfurter Straße. Gegenüber war das alte
Rose-Theater, ein sehr bekanntes Berliner Theater, und
auch die Warenhäuser Jandorf und Tietz. Als wir
'54 einzogen, war in den Nebenstraßen alles tot.
Überall sah man nur Trümmer. Wir hatten die
Wohnung durch meinen Mann bekommen, der Polizist bei
der Volkspolizei war. Unser Haus war an der Grenze,
und da mussten wir weg.
Nach dem Krieg gab es die ersten Aufforderungen,
Nähmaschinen, Fotoapparate, Lebensmittelvorräte
und Kleiderbestände abzuliefern. Ich habe meine
Nähmaschine nicht rausgerückt, sondern versteckte
sie am Ende des Korridors in einer Kammer. Ein Glück,
dass ich sie behalten habe. Die Nähmaschine habe
ich mir gekauft als ich 15 Jahre alt war. Jetzt bin
ich 84. [...] |