Ich war kein Genosse und deswegen
hatte ich es nicht immer leicht. Mein Mann dagegen war
ein großer Genosse. Er meinte, ich bin nicht wert,
in der Stalinallee zu wohnen. Viele denken, dass hier
nur Bonzen wohnten. Das kommt drauf an, was man unter
Bonzen versteht. Die Hohen in der Partei hatten Wandlitz.
Hier in der Stalinallee haben wirklich Arbeiter gewohnt.
Viele waren in der Partei, aber nicht
alle. Wer nicht in der Partei war, wurde ein bisschen
geächtet. Verschiedene Leute, die Carepakete bekamen,
mussten aus der Wohnung raus. Daran kann ich mich erinnern.
Bei der Mieterversammlung wurde auch manch einer gerügt.
Zum Beispiel, wenn er nicht die richtige Zeitung gehalten
hat. [...]
Man hat hier immer im Zwiespalt gelebt.
Ich war mit meinem eigenen Kram beschäftigt: Wäsche,
Kinder und Schularbeiten. Mir fehlten auch die Leute
zum Diskutieren, um mir irgendwelche Gedanken zu machen.
Ich war froh, dass ein Tag vorbei war, und dass der
nächste wieder einigermaßen über die
Runden ging.
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